Mieczyslaw Weinberg (Vajnberg)(1919–1996)

1919-01-1212.01.1919 in Warschau, Polen
1996-02-2626.02.1996 in Moskau, Russland
maleKomponistPL

Konrad Ewald

Mieczyslaw Weinberg wird nun doch allmählich gespielt und dadurch bekannt. Dass ein Komponist und Pianist zahlreiche Symphonien, Filmmusiken und Opern schreibt, verwundert nicht. Bemerkenswert ist aber, dass von ihm auch 17 Streichquartette stammen. Aber völlig einmalig für einen Pianisten ist, dass er zwölf(!) Solosonaten für Streicher geschaffen hat: drei für Violine, je vier für Bratsche und Cello und sogar eine für Kontrabass.
Die vier Sonaten für Viola sind nun (alle in einem Heft!) 2009 bei Peermusic erschienen, und im gleichen Jahr ist auch eine Gesamteinspielung durch Julia Rebekka Adler (bei NEOS) herausgekommen. Im dazugehörigen Begleittext heisst es: «In allen vier Sonaten werden vom Interpreten bis an die Grenze der Spielbarkeit gehende Techniken gefordert.» Es ist aber doch so wie oft bei Schostakowitsch, mit dem Mieczyslaw Weinberg sehr vertraut war, dass man auch als Laie an gewissen Sätzen «schnuppern» kann.
In der 1. Sonate lässt sich am ehesten der 2. Satz (Allegretto, meist 6/8) anspielen, auch das anschliessende Adagio/Andantino. Verblüffend der 4. Satz, der Durchhaltevermögen verlangt. D. Fanning sagt in seiner Weinberg-Biographie: «Die Sonate Nr. 2 für Viola ist unmittelbarer zuänglich als Weinbergs erste, aber immer noch anspruchsvoll genug für Interpret und Hörer» (S. 159). Der erste Teil (Satz) ist am ehesten zu meistern. Die 3. Sonate ist die längste; Fanning sagt: «Die fünfsätzige 3. Sonate ist technisch anspruchsvoll, die vierte in ihren Anforderungen sehr viel massvoller» (S. 176). Ganz phantastisch der 2. und der 3. Satz in Nr. 3. Der 1. Satz in Nr. 4 steht in Fis-dur, endet aber mit E; der 3. und letzte Satz endet dann mit Fis.
Die erwähnte Doppel-CD von J. R. Adler bringt neben der Solosonate von Druschinin noch Weinbergs Sonate für Klarinette und Klavier in der Version für Viola. Sie «enthält unverkennbar Reminiszenzen an jüdische Folklore, besonders im 2. Satz, dessen Herzstück ein schmerzlicher, an Klezmermusik gemahnender Klagegesang ist» (J. Nemtsov im Booklet). Von Mieczyslaw Weinberg (Vajnberg) gibt's ferner noch ein Streichtrio und ein Trio für Flöte, Viola und Harfe (oder Klavier).
{2019.04} Das Streichtrio ist ein sehr übersichtliches Werk, erfahrenen Laien durchaus zugänglich. Allerdings würde ich im 3.Satz (von Takt 55 bis 62) die Geige die Bratschenstimme spielen lassen (und umgekehrt), müsste doch die Viola bis in die 7. oder gar 8.Lage hinaufsteigen, während die Violine in der l. Lage spielt.

Werke

1. Sonate, op. 107, für Bratsche 2. Sonate, op. 123, für Bratsche 3. Sonate, op. 135, für Bratsche 4. Sonate, op. 136, für Bratsche Sonate, op. 28, für Klarinette (Bratsche) und Klavier Trio, op. 48, für Violine, Bratsche und Violoncello Trio, op. 127, für Flöte, Bratsche und Harfe (Klavier)