Josef Schelb(1894–1977)

Der Antes-Verlag schreibt, Josef Schelb sei sein Leben lang ein «passionierter Autor erlesener Kammermusik» gewesen. Ich kenne nur das Streichtrio: im ganzen für «Sonntagsspieler» und Nicht-Trio-Fans zu anstrengend (Regersche Schwierigkeiten). Der 2. Satz (Molto agitato) und der vierte (Vivace caloroso) sind aber mitreissende Musik. Die zweite der beiden Violasonaten habe ich einmal in einem deutschen Wunschkonzert gehört; sie erinnert stark an Hindemith. Die Werke sind aber (ausser diesem Trio) nicht publiziert; sie sind aber alle in der Badischen Landesbibliothek, Karlsruhe, archiviert und können dort eingesehen und auch kopiert werden (Auskunft vom Sohn des Komponisten, Dr. A. Schelb, Im Laimacker 49, D 79249 Merzhausen).
{2020.03} Nun (2019) hat Dr. Albert Schelb, der Sohn des Komponisten, die 2.Sonate für Viola und Klavier herausgegeben. Er schreibt im Vorwort: «Dem Kopfsatz ist eine rezitativische Einleitung vorangestellt (Moderato), die ein elftöniges Thema exponiert..., das dann im weiteren Verlauf des Satzes (Allegro animato) mit dem zweiten, humorvoll-schnippischen Thema in vielerlei Varianten konfrontiert und kunstvoll verflochten» wird. «Von tiefer kontemplativer Innerlichkeit bis zu hoher lyrischer Expressivität reicht der weite emotionale Spannungsbogen im gedankentiefen zweiten Satz (Tranquillo). Der dritte Satz wartet mit einem anspringenden «Ballabile» auf, bei dem das Bratschen-Pizzicato mitunter fast wie ein Banjo klingt. Der virtuose «Presto»-Schlusssatz gibt dem Instrument ein weiteres Mal Gelegenheit, sein weitgespanntes Ausdrucksspektrum effektvoll zur Entfaltung zu bringen.» Kräftige Musik, die von Dilettanten schon angespielt werden darf, aber von ihnen kaum gemeistert werden kann.