Nikolai Roslawez (Roslavetz)(1880–1944)

in Oblast Brjansk, Russland
1944-08-2323.08.1944 in Moskau, Russland
maleKomponistRU

Konrad Ewald

Die zwei ganz ungewöhnlichen Sonaten mit Klavier sind erst 1993 publiziert worden, ungewöhnlich, wenn man bedenkt, dass sie im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts entstanden sind. Beide sind Borissowsky gewidmet. Die Herausgeberin Marina Lobanowa sagt im Vorwort: «Roslawez verwendet hier (in der 2. Sonate) nicht seine spezifische Harmonik, die durch die 'proletarischen Musiker' als formalistisch verurteilt wurde, sondern schreibt einen eher traditionellen auf Tonalität beruhenden Satz. Trotzdem kommt sein individueller Stil in der raffinierten Rhythmik und Kontrapunktik zum Ausdruck.» Die erste, einsätzig, beginnt mit einem Allegretto moderato (in wechselnden Taktarten). Eine Temposteigerung (Poco più mosso) führt zu einem Allegro vivace, später Molto vivace. Die zweite, dreisätzig, beginnt mit einem Allegro commodo im 9/8-Takt (F-dur). Mittelsatz ist ein Assai moderato (3/4-Takt), B-dur, und der Schlusssatz, Allegro con spirito, F-dur, bewegt sich wieder im 9/8-Takt. Beide sind (zum Spielen wie zum Hören) ungemein interessante, aber in jeder Hinsicht recht heikle Kompositionen, die aber erstaunlich wenige Doppelgriffe enthalten. Die 2. Sonate berührt einen weniger fremd als die erste (vgl. die eben zitierten Sätze aus dem Vorwort).

Werke

1. Sonate für Bratsche und Klavier 2. Sonate für Bratsche und Klavier, nach 1930 Nocturne, für Oboe, 2 Bratschen, Violoncello und Harfe