Arvo Pärt(1935)

1935-09-1111.09.1935 in Paide, Estland
maleKomponistEE

Konrad Ewald

«Nach dem Neubeginn kultiviert Arvo Pärt einen fundamental neuen Stil der raffinierten Schlichtheit. Schwebende Ruhe entfaltet sich auf der Basis weniger Skalen- und Dreiklangsgebilde», schreibt Helmut Rohm im Konzertführer der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft. Und später sagt er: «Tief verwurzelte estnische und russische Spiritualität beseelt auch die kleiner besetzten, unendlich stillen, Zeit vergessen machenden Werke des Arvo Pärt, der mit seinem asketischen Klangideal erkennbar einem heute wieder allseits virulenten Bedürfnis nach keuscher Geistigkeit Ausdruck verleiht.» Die Summa für Streichquartett mit 2 Violen und Spiegel im Spiegel für Viola und Klavier gehören zu dieser Art Musik: Rhythmisch und tonlich so einfach, dass diese Stücke von blutigen Anfängern vom Blatt gespielt werden können. Aber eben: Wie gestaltet man etwas, das auf Anhieb eintönig aussieht und wirkt und das keine dynamischen, oft nicht einmal Metronomangaben enthält (einzig die ungefähre Aufführungsdauer ist vermerkt), so, dass es ansprechend und überzeugend klingt? Ich glaube, wenn Arvo Pärt in früheren Jahren nicht schon ganz anderes produziert hätte, würde man jetzt nicht von «Spiritualität» und «asketischem Klangideal» faseln, sondern ihn gar nicht zur «Neuen Musik» rechnen. Und von «keuscher Geistigkeit» halte ich gar nichts. Ich mag keine «Kultfiguren». Seit 2003 liegt Fratres in einer Fassung für Viola und Klavier vor. Rauschende Arpeggien (von ppp bis fff) ohne Klavier eröffnen das Stück. Vieles sieht etüdenhaft aus. Die Sache hat aber einen sympathischen Schwung.

Werke

Spiegel im Spiegel, für Bratsche und Klavier Fratres, für Bratsche und Klavier Es sang vor langen Jahren, für Alt (Contratenor), Violine und Bratsche Summa, für Violine, 2 Bratschen und Violoncello Tabula Rasa. Doppelkonzert für 2 Violinen (Violine und Bratsche), Streicher und präp. Klavier